Chronik/Presse

10. Klasse der Realschule Bad Griesbach besucht Bezirksklinikum Mainkofen

von Carolin Feuerer

Bezirksrätin Cornelia Wasner-Sommer (vorne links), Pflegedienstleitung C. Windorfer (dahinter) und die Klasse 10b der Realschule Bad Griesbach mit der Geschichtslehrerin C. Feuerer

Intensiver Moment beim Lauschen der Gedenksonatine und Betrachten der Opfer der NS-„Euthanasie“

Christine Windorfer berichtet über das grausame Vorgehen während der NS-Zeit auf dem Mainkofer Friedhofsgelände

Eine Exkursion der besonderen Art erlebte die Klasse 10 b der Realschule Bad Griesbach, die sowohl im Rahmen des Geschichts- als auch Religionsunterrichts das Bezirksklinikum Mainkofen besuchen durfte.

Die Fahrt angestoßen hatte der Landesschülersprecher Simon Dachsberger, der von der Bezirksrätin Cornelia Wasner-Sommer eingeladen worden war, zusammen mit seiner Klasse die Heil- und Pflegeanstalt zu besuchen und auf diese Art und Weise gängige Vorurteile abzubauen und die heiminterne Gedenkstätte zu besichtigen. Der Plan wurde zusammen mit der Geschichtslehrerin Frau Feuerer und dem Religionslehrer Herr Raith in die Tat umgesetzt.

Christine Windorfer von der Pflegedienstleitung empfing die Klasse mit einem kleinen Frühstück und erläuterte zunächst die Historie des Klinikums Mainkofen sowie Aufbau und Architektur der Anlage. Anhand einer Gegenüberstellung des Umgangs mit psychisch Kranken vor 1970 und der heutigen Herangehensweise wurden die Fortschritte, die im Bereich der Psychiatrie zweifellos Einzug gehalten haben, deutlich. Mit Interesse erfuhren die Schüler, dass Mainkofen bereits 1911 erbaut wurde, heute über 400 Betten bereithält und neben Psychiatrie und Psychotherapie auch eine ALKURE Rehabilitationsklinik (Kurzzeitrehabilitation für Alkoholabhängige) vorhanden ist. Vor allem die Ausführungen über die forensische Psychiatrie wurden von den Jugendlichen freilich besonders aufmerksam verfolgt und Frau Windorfer konnte sicherlich einige Vorurteile abbauen. Es wurde schnell klar, dass das Bezirksklinikum eben nicht Patienten wie „Hannibal Lecter“ beherbergt und vor der Gesellschaft „wegsperrt“, sondern ganz im Gegenteil eine menschenwürdige und erfolgreiche Therapie, die eine Wiedereingliederung in das „normale und selbstbestimmte Leben“ zum Ziel hat, im Mittelpunkt steht. Die Schüler konnten so erfahren, dass Menschen hier geholfen wird und Lebenskrisen mit professioneller Hilfe überwunden werden können.

Einen Schwerpunkt der Exkursion stellte auch der Besuch der Gedenkstätte für Opfer des Nationalsozialismus dar, die 2014 eröffnet worden war. Während dieses dunkelsten Kapitels der Geschichte von Mainkofen erklärte der NS-Staat Menschen mit Behinderung oder psychischen Erkrankungen für erbbiologisch und gesellschaftlich minderwertig. Mit Kriegsbeginn 1939 begann ein Massenmord an Patienten der Psychiatrie und auch in Mainkofen wurden mehr als tausend Patienten zwangssterilisiert oder systematisch umgebracht. In einer eigens errichteten Kapelle kann man damals aufgenommene Fotos von getöteten Patienten betrachten und ihrer auf diesem Weg gedenken. Für einen besonders  intensiven Moment sorgte die eigens vom Passauer Orchesterkomponisten Philipp Ortmeier komponierte Sonatine zum Gedenken an die Opfer der NS-Euthanasie, der die Schüler beim Betrachten der Bilder lauschen durften.

Die Bezirksrätin Cornelia Wasner-Sommer begleitete die 10. Klasse im Anschluss daran noch bei der Besichtigung der weitläufigen Außenanlagen, informierte über Aufgaben des Bezirks und bekräftigte abschließend ihren Wunsch, der Besuch des Bezirksklinikums möge für die jungen Menschen eine Bereicherung gewesen sein. Die Schülerinnen und Schüler der Realschule Griesbach indes versicherten ihr dies einhellig und nahmen neue Eindrücke, über Bord geworfene Vorurteile und umfangreiches Wissen über die Einrichtung Mainkofen mit nach Hause.