Bad Griesbacher Realschüler sagen wieder “Pack ma`s” - Spendenaktion zugunsten des Kinderhospizes St. Nikolaus

von Carolin Feuerer

Ein Herz schicken die Realschüler an das Kinderhospiz und hoffen, dass dem Herz noch viele Spenden folgen werden.

Nicht abseits stehen, sondern sich engagieren und anpacken. "Pack mas!" sagen Schülerinnen und Schüler der Staatlichen Realschule am Ende des Schuljahres und machen sich -"bewaffnet" mit Spendendosen und Flugblättern- auf, Menschen in Not zu helfen. Der Empfänger der diesjährigen Sammelaktion ist das Kinderhospiz Sankt Nikolaus in Bad Grönenbach.

Die Schülerinnen und Schüler haben in den letzten Jahren mit ihren Sammelaktionen versucht, die Aufmerksamkeit auf Einrichtungen zu lenken, die in der öffentlichen Wahrnehmung zu kurz kommen. So wurden Waisenkinder in Südafrika unterstützt, die ihre Eltern durch Aids verloren haben, sowie das Kinderhaus AtemReich in München, in dem schwerstbehinderte Kinder, die dauerbeatmet werden müssen, ein Zuhause finden.

Dieses Jahr soll das Kinderhospiz Sankt Nikolaus in Bad Grönenbach profitieren. Seit 2007 besteht das Kinderhospiz, 50 Mitarbeiter kümmern sich um die Patienten im Alter von null bis 18 Jahren - und um deren Familien. Das Kinderhospiz im Unterallgäu ist das einzige in Bayern, rund 15 gibt es insgesamt in Deutschland. Mit einem Kinderhospiz verbinden die meisten eine Endstation für sterbenskranke Kinder, doch das trifft auf St. Nikolaus nur teilweise zu. Im Unterschied zu Erwachsenenhospizen wird hier die gesamte Familie bereits ab der Diagnosestellung einer unheilbaren und lebensverkürzenden Krankheit des Kindes begleitet - und nicht nur in der letzten Lebensphase des Kindes.

Die Worte "Sterbehaus" oder "Todeshaus" beschreiben nicht, was in dem Kinderhospiz vorgeht, eher die lateinische Wortherkunft von "palliativ" als "schützende Ummantelung". Kinder mit Behinderungen, verursacht etwa durch Sauerstoffmangel bei der Geburt, genetischen Schäden, Muskel- und Organerkrankungen werden dort betreut. Krebspatienten bilden nur einen kleinen Teil.

Kinderhospize haben unterschiedliche Ansätze und andere Handlungsziele als Hospize für Erwachsene. Gemeinsam ist beiden, dass sie sich an schwerstkranke Menschen mit lebenslimitierenden Erkrankungen wenden. Während im stationären Hospiz für Erwachsene die Schwerstkranken und Sterbenden ihre letzte Lebensphase verbringen, nehmen stationäre Kinderhospize neben den betroffenen Kindern auch Eltern und Geschwisterkinder auf. Die jungen Patienten werden in der Regel für einige Tage oder Wochen medizinisch und pflegerisch betreut. Die gesamte Familie kann sich erholen, neue Kraft tanken, um gestärkt wieder nach Hause zu gehen. Nur ein geringer Anteil der betroffenen Kinder stirbt im Kinderhospiz. Ziel ist ganz klar, dass die Kinder im vertrauten Umfeld zu Hause sterben dürfen.

Die Betreiber des St. Nikolaus beschreiben die Einrichtung als einen Ort, an dem die ganze Familie entlastet wird und nicht nur das kranke Kind. Für die betroffenen Familien stehe der Erholungsfaktor im Vordergrund. Deshalb ist das Kinderhospiz für viele Familien die einzige Gelegenheit, auszuspannen. Hier wissen sie, dass ihr krankes Kind gut versorgt wird. Ein Team aus Pflegefachkräften, Pädagogen und Therapeuten kümmert sich um die kleinen Gäste und ihre Familien. Zwölf Ehrenamtliche unterstützen das Team, denn auch im Kinderhospiz ist der Mangel an Pflegepersonal zu spüren.

Die Kinder erhalten verschiedene Therapien. Die Familienmitglieder haben die Chance, sich wieder einmal um ihre Bedürfnisse zu kümmern. Dazu gehört bei vielen vor allem, einmal durchzuschlafen oder einfach in Ruhe ein Buch zu lesen. Denn in den meisten Familien steht das kranke Kind im Mittelpunkt.

Während des Aufenthalts im Kinderhospiz bekommen die gesunden Geschwister die Gelegenheit, über ihre Gefühle zu sprechen und Fragen zu stellen. Die Eltern können sich während des Aufenthalts mithilfe von professionellen Trauerbegleitern mit dem Tod des eigenen Kindes auseinandersetzen. Dazu gehört auch das Fahnenritual. Die Eltern basteln bei ihrem ersten Aufenthalt eine Fahne, die im Haus aufgehängt wird. Stirbt eines der Kinder, wandern die Fahnen in den Erinnerungsgarten. Die verwaisten Eltern bleiben auch nach dem Tod ihres Kindes ein Teil der Gemeinschaft.

Neben dem Mangel an Fachpersonal müssen sich viele Kinderhospize um ihre Finanzierung Sorgen machen. Die Krankenkasse übernimmt nur einen Teil der Kosten für den Aufenthalt eines kranken Kindes. Der Rest und der Aufenthalt der Familienmitglieder finanzieren sich aus Spenden. Jährlich wird eine Million Euro an Spendengeldern in Bad Grönenbach benötigt. Die Schülerinnen und Schüler der Realschule wollen hier einen kleinen Beitrag leisten.

Wer mit einer Spende mithelfen möchte, kann dies auch durch eine Überweisung tun. Der Passauer Kreis e.V., der die Aktion der Realschüler unterstützt, hat ein Spendenkonto eingerichtet: Empfänger ist der Passauer Kreis e.V., IBAN: DE 63 7405 0000 0000 0144 49 - Verwendungszweck: RSG Kinderhospiz - die Spenden gehen zu 100 Prozent an das Kinderhospiz.