Zeitzeugenbefragung im Rahmen des Geschichtsunterrichts - Frau Hennig und Herr Schäfer teilen ihre Erinnerungen

von Silvia Eichinger

Ein wichtiges Thema in der 10. Jahrgangsstufe ist das zweigeteilte Deutschland. Man lernt darüber Sachen im Unterricht und liest davon im Schulbuch, aber einen wirklichen Eindruck, wie sich das für die Leute, die damals in der DDR gelebt haben, angefühlt hat, lernt oder liest man nirgends so genau. Um ihren Schülerinnen und Schülern das zu ermöglichen, hat Geschichtslehrerin Frau Silvia Eichinger mit den Zeitzeugen und gleichzeitig auch Lehrern an unserer Schule, Frau Angela Hennig und Herr Carsten Schäfer, eine Fragestunde vereinbart. In den Vorstunden wurde gemeinsam ein Fragenkatalog erarbeitet und man überlegte sich verschiedene Themenbereiche, die für die Jugendlichen besonders wichtig und interessant sind, nämlich seine/ihre Kindheit, die Freizeitgestaltung, sowie deren Schul- und späteres Berufsleben.

Besonders beeindruckt waren die Klassen 10a und 10b von dem einfachen Leben der Bürger im Alltag der DDR. Die Erzählungen der beiden Zeitzeugen über den Zusammenhalt der Bürger ließ teilweise bei dem einen oder anderen sogar ein wenig Neid entstehen, wenn man es mit unserer "Ellbogengesellschaft" und eher egoistisch geprägten Gesellschaft heute vergleicht.

Aber auch die Erzählungen über den Schulalltag in der DDR ließ einige Zuhörer und Zuhörerinnen aufhorchen. Denn dieser war härter als heute. In der DDR hatte man zu seiner Zeit oft 6-8 Stunden täglich und zum Teil sogar an Samstagen Unterricht. Beide Lehrer hatten als Schüler/in zum Beispiel kein Religion, aber dafür Fächer wie Russisch oder Staatsbürgerkunde. Die Beeinflussung durch den Staat war natürlich gegeben, obwohl man dies als Schüler/in nicht immer durchschaut hatte. Sie besuchten von der ersten bis zur zehnten Klasse eine polytechnische Schule und traten dann an eine erweiterte Oberschule über, an der sie das Abitur machten. Äußerte man sich gegenüber dem Schulsystem kritisch, wurde das in der Zeugnisbemerkung vermerkt.

Frau Hennig erzählte zudem, dass sie ihre Freizeit in der FDJ verbrachte - nicht aus Überzeugung, sondern eher um Freunde treffen zu können und als "linientreu" vom Staat eingestuft zu werden. Die Schüler reagierten sehr betroffen, als sie erfuhren, dass man mit harten Sanktionen rechnen musste wie zum Beispiel ein Ausschluss aus der Klassenfahrt oder auch die Verweigerung eines Studienplatzes trotz guter Noten, wenn man die Mitgliedschaft beendete oder gar verweigerte.

Dass beide Lehrer schließlich sogar zwei Schulstunden verwendeten anstatt wie ursprünglich geplant nur eine Stunde, zeigt, dass sie mit ihren Erzählungen über eigene Erfahrungen die Schülerinnen und Schüler sehr mitrissen. Insgesamt waren sich am Ende alle einig, dass diese andere Art des Geschichtsunterricht wirklich interessant ist, denn aus erster Hand (bzw. aus dem Mund ;-) ) alles zu erfahren, ist freilich ganz etwas anderes, als Informationen aus schriftlichen Quellen zu beziehen und diese zu analysieren - es ist definitiv unterhaltsamer!